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Über den Werkzyklus Anamorphose

Werkzyklus Anamorphose der konzentrischen Kreise, Anamorphose der Raumausdehnung

Über die Konzentrik - Die Findung der verzerrten Raumausdehnung, also die Findung des gekrümmten Raumes von 1991-2005

Die geometrische Anschaulichkeit durch die Kunst erfährt eine gleichberechtigte wissenschaftliche Einstufung, wenn durch den Vorgang des sinnlichen Sehens Raum und Zeit erkundet werden. Weitergehende Bestimmungen und Definitionen von Raumdimensionen sind nur mathematisch in algebraische Formeln zu fassen. Beweisführungen sind möglich bis zur Definition der n-ten Dimension.

Folglich ist der sinnlich erfahrbare Raum über das Koordinatensystem logischerweise wissenschaftlich durch das reine Sehen und Beobachten.

Die Intuition, die Albert Einstein den Impuls für die Entdeckung des gekrümmten Raumes nützte, ist eine sinnliche Inspiration gewesen, den das Zurückschauen, das entgegen der Fahrtrichtung orientierte Sehen ließ ihn die Projizierten Verzerrungen der abgefahrenen Raumzonen im transparenten Widerschein der Straßenbahnenscheiben erkennen. Dieser intuitive Erkennungsprozess führte ihn zur algebraischen Formel des gekrümmten Raumes. Kunstvideos „Trains“ von 1995 und 1996 deuten auf die gleiche Raumempfindung und Intuition, Findung, in der Umkehrung der Fahrtrichtung Raumausdehnung anders zu erleben, das eigene Raumempfinden zu sensibilisieren. Innen und Außen tauschen sich laufend im Fensterglas aus, werden mit diesem Sehvorgang in der Videokamera gespeichert. Raum wirkt so überdehnt.

Als ich bei der Entwicklung  meiner Raumimagination durch Raumwahrnehmung über den Weg der Kunst (Malerei, Objekte, Mobiles) mich mit der Anschaulichkeit von geometrischen Phänomenen auseinandersetzte, konfrontierte ich mich zuerst mit ebenen Kurven, Kreisen und Ellipsen, die ich in Form von Anamorphosen von konzentrischen Kreisen darstellte. Meine Imagination reizte ich, indem ich mir zusätzlich eine Störung der Umlaufbahnen eines Planeten oder Sterns im All vorstellte. Ich erstellte Raummodelle. So kurvten die konzentrischen Kreise in extremen Schwüngen und Krümmungen, entfernten sich laufend von dem absoluten Kreis, auf dem jeder Punkt den gleichen Abstand zum Mittelpunkt inne hat. Die Änderung der Diagonalen erreichte ich mit weiteren sternförmig angeordneten Achsen innerhalb des Koordinatensystems. Diese künstliche Raumordnung visualisierte die Findung des gekrümmten Raumes im Bereich der geometrischen Kunstausrichtung. Diese Resultate der reinen und konkreten Raumimagination übertrug ich 2002 und 2005 direkt auf die Leinwand, frei verteilte verzerrte Kreisringe auf einer Malerei mit informellem Ausdruck.

Sieglinde Bölz, 08.04.2006

Das Labyrinthkonzept

Sieglinde Bölz stellt in diesem Buch ihr Kunstkonzept dar. Sie reflektiert ihren künstlerisch kreativen Prozess und bezieht Stellung.

Titelblatt "Das Labyrinthkonzept"